Meine Philosophie
Filippo Sinisgalli Executive Chef
Das Produkt
“Jeden Tag dasselbe immer gut machen”
Ein hervorragender Rohstoff ist eine tägliche mittel- und langfristige Investition.
Ihn zu achten und seine kleinsten Vorzüge oder Grenzen zu kennen, ist meine Pflicht.
Wenn ich koche, lade ich den Gast zu einem ethischen Gericht ein – gemeinsam mit dem Hersteller, den ich für ihn/sie auserwählt habe.
Schlussendlich sind die wahren Helden unseres Stiefelstaates genau sie, die Hersteller: mutig in den Methoden und hartnäckig bei der Ausübung.
Die Technik
“Sich trauen, ohne zu übertreiben”
Eine Technologie zu beherrschen, bedeutet nicht, sie zu missbrauchen. Denn das Risiko, den Gaumen zu standardisieren, ist das am meisten verbreitete Problem unseres Jahrzehnts. Von Mailand bis Lyon spricht man heute fast nur von Vakuumierung, Regeneration und Kaltmarinade oder davon, wie sich Verschwendung durch methodologische Arbeits- und Konservierungslinien oder supergrüne Folien vermeiden lässt.
In Wirklichkeit hängt die Nachhaltigkeit unseres Berufs vor allem von der peniblen Kenntnis des Lebensmittels und seiner Verarbeitungstechniken ab; sie beeinflusst die Ordnung und Planmäßigkeit eines Gerichts und ermöglicht es, zu kochen, ohne auf den Fallschirm der verfügbaren Mittel angewiesen zu sein.
Denn beim Braten eines Miéral – ausgehend von einer kalten Lyonnaise, die sich bei niedrigem Feuer erwärmt und allmählich das Hautfett zum Schmelzen bringt – kommt die Hand eines Chefs zum Ausdruck; das Brataroma und die auf den Punkt gebrachte Knusprigkeit übertreffen jede Theorie, mit der ein Chef de Partie in meiner Küche vorstellig wird.
Das Millefiori di Lonigo ist ein würziges Ei.
Lammfleisch wird nicht immer bei 47 Grad Kerntemperatur gegart.
Null Kilometer sind nicht immer die Lösung; sie liefern sich gewissermaßen einen ständigen Zweikampf mit der für unser Land so typischen Artenvielfalt.
Der Gast
“Die neue Beschaulichkeit des Wartens”
Die Erzählung ist zum Glück noch immer ein Mittel, das erobert, obwohl sich das Telefon heute zum Richter unseres Schaffens erhoben hat.
Die Erzählkunst und infolgedessen die Zeit sind wichtige Verbündete, die wiederentdeckt und aufgewertet werden sollten.
Das Streben nach dem tausendsten fotografischen Erguss als Nachweis der tausendsten Eroberung gegenüber Freunden sollte in Vergessenheit geraten.
Der Heilige Augustinus sagte: „Glück ist, sich weiterhin das zu wünschen, was man schon besitzt.“
Und genau das ist meine Aufgabe: diesem Wunsch ständigen Auftrieb zu verleihen und das Bewusstsein des „Hier und Jetzt“ heraufzubeschwören. In meinem Fall könnte man das folgendermaßen übersetzen: „Dieses Gericht wurde heute für mich geschaffen.“